USA Mai 2010
Der Wonnemonat Mai beginnt mit Sonne, angenehmer Wärme und wenig Wind. Wir starten in Reno und fahren bis Mitte Mai nach Las Vegas, Wo wir ein Wochenende mit Hino's verbringen. Für die ersten zwei Mai-Wochen ist Wüste pur im Programm. Was erwartet uns wohl?
Dank dem schöneren und wärmeren Wetter erleben wir nun vielerorts Wüstenlandschaften in herrlicher Blumenpracht. Die Wüste lebt! Die Schöne natürlich auch.
Da wir in unserem Motorhome auch eine vollständig eingerichtete Küche mitführen, müssen wir periodisch auch Nachschub für Kühlschrank und Speisekammer besorgen. Kenner der Einkaufsmöglichkeiten in den USA werden erstaunt sein, dass man diese Dinge im WALMART besorgt. Seit einigen Jahren führen WALMART und TARGET sogenannte Supercenter. Das bedeutet, dass diese Geschäfte auch ein vorzügliches Angebot an Lebensmitteln führen.
Bei schönem Maiwetter fuhren wir von Reno nach Weed Heights, das unmittelbar bei Yerington, NV liegt. In diesem Weiler wurde von 1958 bis 1977 Kupfer abgebaut. Riesige Wunden in der Landschaft zeugen noch heute von diesem Bergbau. Orte mit aufgegebenem Erzabbau gibt es in den USA hunderte. Hier das 200 m Tiefe Loch, das heute mit Grund- und Regenwasser gefuellt ist.
In Hawthorne, NV fanden wir diesen neuen Whiskey Flat RV Park. Eingerichtet mit den neusten Errungenschaften in Sachen RV Park, hatten wir hier einen angenehmen und komfortablen Aufenthalt. In Hawthorne ist eine wichtige Produktionsstätte für Munition der US Armee. Einen guten Überblick über die Grösse des Areals erhält man in Google Earth. Die Einwohnerzahl dieser Ortschaft schwankt sehr stark und ist abhängig davon, ob die USA gerade in einen Krieg verwickelt ist oder nicht.
Den Höhepunkt unserer bisherigen Reise war der Aufenthalt am Walker Lake etwas nördlich von Hawthorne. Nebst einigen weiteren Verrückten wie wir, hatte es auf diesem Campground am See nicht viel, was uns an die Zivilisation erinnerte. Keine einzige Leitung führt weder durch die Luft noch in der Erde hierher. Und für uns brauchbare Signale konnten wir nur mit dem TomTom empfangen. Aber da wir ja wussten wo wir uns aufhalten nützte auch das nichts. Ein etwas sonderbarer Nachbar, wir nannten ihn unter uns nur noch den Taliban, wollte uns sofort nach unserer Ankunft von der Schlechtigkeit des Europäischen Lebenswandels überzeugen und setzte als Gegenpunkt seinen Christlichen Gott als das einzig Wahre! Friede auf Erden ;-(.
Alles Klar?!
In Tonopah, NV wurden wir, statt durch eine Empfangsdame, mit diesem aufschlussreichen, klar formulierten Text an der Tür des RV Parks empfangen. Der Parkbesitzer kam dann gegen 18:00 Uhr und brachte uns die Quittung für die in einem Couvert hinterlegten $14. Hauptsächlich aber kam er, um einen kleinen Schwatz abzuhalten. Tonopah liegt auf 2010 m.ü.M. und ist eine ungemein unordentliche Kleinstatt. Vor allem wird hier Gold abgebaut. Bis vor etwa 10 Jahren mit ca. 10'000 Beschäftigten, heute noch ca. 2'000. Früher fand man vor allem Nuggets, heute ausschliesslich noch Goldstaub.
Wir haben mehrfach erwähnt, dass wir endlich genug Schnee, Regen und Kälte hätten. Nun erleben wir, dass das halt auch seine guten Seiten hat, jedenfalls für Touristen. Diese ganz ungewöhnliche Wetterkonstellation bewirkte, dass die Vegetation fast einen Monat hinter dem Normalprogramm zurück ist. Überall wo wir in der Wüste unterwegs sind, blühen die Blumen in allen denkbaren Farben. So schön! Da die durch die Wüsten führenden Strassen praktisch nie Ausstellplätze haben, ist es oft nicht möglich anzuhalten und Fotos zu machen. Schade!
Es stand in alten Zeiten, ein Schloss so hoch und hehr.
Weit glänzt es über die Lande, bis an das blaue Meer.
...
Versunken und Vergessen! das ist des Sängers Fluch!

Diese Zeilen aus Ludwig Uhland's Ballade Des Sängers Fluch, geschrieben im Jahre 1814, kommen einem unweigerlich in den Sinn, beim Anblick dieser steinernen Ruinen in der Ghosttown Rhyolite, Nevada. Im Jahre 1905 begann der Abbau von Gold und 1907 erreichte die Stadt mit 10'000 Einwohnern ihren Höhepunkt und beginnenden Niedergang. Wenige Jahre später war der Ort vollkommen verlassen.
Verschiedene Künstler schufen in dieser Ruinen-Umgebung eindrückliche Kunstwerke. Auch eine unvergessliche Plastik des Abendmals steht in dieser Wüste Nevada's. Gleich daneben steht diese Bank, die einem unwillkürlich an Niki de Saint-Phall denken lässt. Wir und viele andere Besucher fanden uns nicht zu schade, dieses Steinsofa als Untergrund für unsere edlen Bodies zu missbrauchen.
Muttertag!
Am Sonntag gibt es nebst allen anderen kaum zu beschaffenden Köstlichkeiten jeweils noch ein 3 Minuten Ei. Wer aber genau hinsieht, kann auf der festlich gedeckten Tafel noch einen Muttertags-Blumenstrauss ausmachen. Höre ich da unterschwellig etwas Raunen, das mir nach mikrig tönt? Ich akzeptiere diese Kritik selbstverständlich. Aber nur von den Herren, die selbst schon einmal im brütend heissen Wüstensand einen Blumenstrauss gepflückt haben! Also:
Applaus für den sich aufopfernden Ehemann.
Da fährt einem der Schrecken in die Glieder. Ein Hund als Lenker eines grossen Motorhomes! Was auf den ersten Blick erstaunlich aussieht, entpuppt sich als Standbild an einer Tankstelle in Beatty, NV, wo wir während zwei Tagen im Beatty RV Park wohnten. Ein sehr schöner Ort in lieblicher Umgebung, wenn man eine Wüste so bezeichnen kann. Wir nutzten die Zeit und liessen uns von Shirley die Haare schneiden. Sie war erstaunt, dass zwei aus Switzerland den Weg in ihr Lädeli fanden. Ihr Mann komme übrigens aus Schweden. Um das zu erzählen braucht es einen Hund am Steuer!
Die USA ist für uns das Land der vielen unendlich langen geraden Strassen. Hier der Hwy 374 von Beatty ins Death Valley. Dieses heisse Todestal besuchten wir 1990 das erste Mal mit unserer Tochter Christine und seither waren wir bereits einige Male hier. Wer Wüsten liebt, wie wir zwei, kommt vor lauter Naturschönheiten nicht aus dem Staunen heraus. Wir wiederholen uns: Es ist gar nicht selten, dass es in der Wüste regnet. So erlebten wir auch bei diesem Aufenthalt ein Abendgewitter mit Regen und stürmischen Winden.
Die Nationalpark-Verwaltung unternimmt sehr grosse Anstrengungen um die Infrastruktur im Death Valley Park zu verbessern. Das hat zur Folge, dass dutzendweise Car's unterwegs sind und entsprechend viele Touristen aus aller Welt sich ins Valley ergiessen. Hier sind wir z.B. in Badwater. Dies ist der tiefste Punkt in den USA und der liegt 86 m tiefer als der Meeresspiegel. In diesem Salzwasser lebt der Death Valley Pupfisch, der auch Trockenperioden im Schlamm überlebt.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Zabriskie Point mit seiner einmalig schönen Aussicht auf seltene Landschaftsformen in allen Farben. Hier ein Ausschnitt aus einer Ansicht, die in anderen Parks als Painted Desert bezeichnet wird. Gertrud meinte dazu: Einige Confiseure könnten hier Anschauungsunterricht geniessen!
Anstelle vom Death Valley sprachen wir auf dieser Reise nur noch vom Gelben Tal. Diesen Anblick, des in gelber Farbe leuchtenden Tales werden wir nie mehr vergessen. Verschiedentlich planten wir unsere Reisezeit so, dass wir die Wüste in Blumen erleben würden. Dieses Mal wollten wir gar nicht in die Wüste und sind nun erst recht erfreut, dass wir dieses Naturwunder erleben durften.
Der Golden Canyon ist ein leicht zu begehender Wanderweg, der nach ca. 2 Meilen auf den Zapriskie Point führt. Wir haben nur einen klein Teil der Schlucht durchschritten, da wir an diesem Tag noch andere Sehenswürdigkeiten besuchen wollten. Als Stützpunkt für unseren zweitägigen Aufenthalt im Death Valley haben wir den Furnace Creek Campground, keine Hook Ups, ausgewählt.
Und schon sind wir in Las Vegas, der Unterhaltungsmetropole in Nevada, wo wir ein gemeinsames Wochenende mit Hino's verbringen. Der KOA-Campground hat seit unserem letzten Besuch direkt ins Zentrum am Strip gezügelt. Und für das was dieser RV Park bietet, sind die $40 pro Tag geradezu günstig. Dass die vielen Casinos in den Indianer-Reservaten in den ganzen USA dieser Stadt viele Kunden abziehen, merkt man auch an den Kosten für die Buffet's alles Inklusive. Bezahlte man früher $2.99, sind es heute $12.50; was für Schweizer Verhältnisse immer noch bescheiden ist.
Auf dem Platz neben uns logierte ein Ehepaar mit Hund. Das Anhängerlein entpuppte sich nach kürzester Zeit als veritables Heim mit gedecktem Vorplatz und ausgewachsener Schlafgelegenheit. Die aufgebaute Kiste ist eine Hundehütte für einen langbeinigen Afghanischen Windhund. Allem Anschein nach schien sich der Hund in seiner Behausung wohl zu fühlen.
Am Samstag Abend wurden wir von Hino's in das Musical The Phantom of the Opera eingeladen, das im Palazzo des Venetian gegeben wurde. Die Vorstellung war Spitzenklasse und Bühnenbild wie Inszenierung unübertrefflich. Auch Andrew Lloyd Webber war des Lobes voll, als er einer der Vorstellungen beiwohnte. Anschliessend gab es ein sehr gutes Nachtessen am Canale Grande. Aber davon beim nächsten Bild mehr!
Das Venetian ist nebst dem obligaten Casino eine Veritable Mall (Einkauszentrum). Alle Gebäude sind Venedischen Originalen Mehr oder Weniger genau nachgebaut. Durch die ganze Mall schlängelt sich der Canale Grande. Auf diesem verkehren die Gondolieros mit ihren Gondeln und Gästen und schmettern dazu Ariensoli, die manchmal fürchterlich falsch tönen, aber trotzdem mit Beifall bedacht werden. In der Taqueria hinter der Gondel hatten wir unseren Platz direkt am Wasser. Der Clou des ganzen ist aber, dass die ganze Mall gedeckt ist. Die Wolken sind gemalt und die Temperatur ist unabhängig von der Aussentemperatur voll klimatisiert und angenehm. Nacht wird es hier nie!
Und schon sind wir auf der Rückfahrt nach Phoenix. Wir wählten die Route über den Hoover-Dam, da wir die neue, im Bau befindende, Brücke bestaunen wollten. Das Ganze ist eine riesige Baustelle, werden doch auf jeder Seite der Brücke die Anschlussstrassen auf einer Strecke von je ca. 15 Meilen neu gebaut. In Google Earth kann die neue Brücke übrigens in einer 3D-Darstellung betrachtet werden. Die Strasse durch die Wüste von Las Vegas, NV, bis Kingman, AZ (Hwy 93) führte durch ein einziges gelbes Blumenmeer. Einfach grossartig!
Noch einmal wollten wir das einfache Leben geniessen. Im Kaibab Lake Campground bei Williams, AZ an der Strasse zum Grand Canyon gelegen, bezogen wir für eine Nacht einen Platz. Der Campground liegt auf 2300 m.ü.M. und in der Nacht war es nur ca. +2º C warm (im Freien). Es war ein würdiger Outback Abschluss für unsere diesjährige USA-Reise.
Unsere letzte Station mit unserem RV ist Sedona, AZ. Dieser Touristen- und Künstlerort liegt auf 1500 m.ü.M. und zählt pro Jahr 4 Mio Besucher. Wir sind zum 4. Mal hier und geniessen einmal mehr, die wunderschöne Landschaft mit den roten Felsen. Das Bild machten wir beim Besuch des in unmittelbarer Nähe von Sedona gelegenen Red Rock SP. Bei der Wanderung durch den SP begegnet man unterwegs hunderten von kunstvoll gestalteten Steinmannli. Eine sehr gute Idee!
Auf der Fahrt von Sedona nach Gilbert besuchten wir das unmittelbar an der I-17 gelegene Montezuma Castle National Monument. Solche Indianer Felswohnungen (Cliff Dwellings) gibt es in den USA recht viele von denen wir schon etliche besichtigten. Eine der eindrücklichsten ist Mesa Verde im südwesten von Colorado. Allen diesen Felswohnungen ist gemeinsam, dass sie um 1000 bis 1100 n.Ch. errichtet wurden. Die meisten dieser Wohnungen wurden nach relativ kurzer Zeit wieder verlassen. Warum, können die Archäologen bis heute nicht schlüssig erklären.
Die Staatsblume von Arizona ist die Saguaro Flower. Wie schon weiter oben berichtet, ist es diesen Frühling besonders spektakulär, durch die Wüsten der USA zu reisen. Überall sind die sonst öden Gegenden voll der herrlichsten Farben von blühenden Pflanzen. Auch die Saguaro Blüten konnten wir auf dieser Reise in natura bewundern.
Wir sitzen am Pool bei Hino;s und geniessen ein von Ulla zubereitetes ausgezeichnetes Nachtessen. Die Dämmerung kommt und im Westen macht sich eine hellglänzende Venus für die kommende Nacht bereit. Hinter der Palme am Pool schiebt sich der rosa Phoenix, von Phoenix, AZ herkommend, über den Nachthimmel. Es ist eine Stimmung wie bei Aladin im Wunderland! Darauf stossen wir mit dem Little Boumey an (Wein / Shiraz / Boomey = Bumerang).
Morgen Donnerstag feiert Gertrud ihren Geburtstag.
Der letzte Montag im Mai ist in den USA ein Feiertag. Er nennt sich Memorial Day zum Andenken an alle in einem Krieg gefallenen Soldaten. An diesem Tag waren wir bei Murphy's, Freunden von Hino's zum nachträglichen Geburtstagsfest für Gertrud eingeladen. Wie oft bei solchen Zusammenkünften, steuern alle einen Teil zum gemeinsamen Essen und Trinken bei. Das Geburtstagskind brachte einen Lammbraten, der wirklich gut gelungen war und allgemein gelobt wurde.